Brauchtum im Herbst  

November

Allerheiligen, Leonhardi und St. Martin

Nach dem altrömischen Kalender ist der November der neunte (lat. novem) Monat. Andere Namen sind Nebelung und Windmond. Er war die Zeit, in der frei lebende Wölfe auf der Futtersuche nahe an einsame Gehöfte herankamen und man begann, Brennholz für das nächste Jahr zu sammeln.

Allerheiligen und Allerseelen (01. und 02. November) hat seinen Ursprung in der keltischen Mythologie. Zu Beginn des keltischen Jahres im November feierten diese ein großes Totenfest, welchem die katholische Kirche mit diesen beiden Festtagen entgegen wirken wollte.

An Allerheiligen verlassen nach altem Glauben zu Mittag die Seelen der Toten das Fegefeuer bis zum Angelusläuten am Mittag des nächsten Tages. Daher stellte man früher Brot und Wein als Wegzehrung auf die Gräber. Man achtete darauf, dass kein Messer mit der Scheide nach oben lag, damit die armen Seelen nicht darauf reiten mussten. Auch wurde keine Türe fest zugeschlagen, da man eine arme Seele darin einklemmen konnte. Auch leere Pfannen durften nicht auf den Ofen stehen, da arme Seelen darin verbrennen konnten.

Den Toten gedenkt man auch heute noch an Allerheiligen. Die Familien treffen sich an den festlich geschmückten Gräbern und zünden Kerzen an. Am Nachmittag finden Prozessionen auf den Friedhöfen statt. Man betet gemeinsam und der Priester segnet die Gräber mit Weihwasser und Weihrauch. Anschließend besucht man oft die Verwandtschaft.
Vielerorts war Allerheiligen auch der „Godntag“, also der Tag, an der Göd oder die Godn sein / ihr Patenkind besuchte.
Als (ein übliches) Geschenk diente hier dann ein Allerheiligenstriezel (regional auch Allerseelenzopf oder Seelenspitz genannt).

Auch an Allerseelen werden Gottesdienste und Prozessionen abgehalten. An ihm soll man besonders allen Verstorbenen gedenken.
An heidnischee Bräuche angelehnt, wurde zu Allerheiligen der Tisch für die, aus den Gräbern steigenden Seelen gedeckt. Was die Toten dabei übrig ließen, sollte Glück bringen. Die übrig gebliebenen Gaben wurden dann an Allerseelen mit Freunden oder der Verwandtschaft gegessen oder verschenkt.
Im Laufe der Zeit entstanden hieraus Brotspenden für die „Seelenleute“, also den Bedürftigen, wie Armen und Kindern.
Ein jedes „Vergelts Gott“ für diese Spende erlöste (nach altem Glauben) ein Seele aus dem Fegefeuer.

Zu Ehren des heiligen Leonhard finden um Leonhardi (6. November) alljährlich prachtvolle Umzüge mit Rössern und bemalten Truhenwagen statt. Der heilige Leonhard ist der Schutzpatron der Pferde. Früher war es üblich, dass Bauern, die mit einem besonderen Anlass an der Fahrt teilnahmen, sich Ketten umgürteten. Diese wurden dann als Dankmotiv geopfert, wenn die Wallfahrt von Erfolg gekrönt war.

Zum Fest des heiligen Martin, dem Martinstag (11. November), gibt es viele Bräuche. Jedes Kind kennt die Geschichte, in der Sankt Martin seinen Soldatenmantel mit einem frierenden Bettler teilt; in der Nacht erscheint ihm Christus, mit jenem abgeschnittenen Mantelstück bekleidet. Sankt Martin ist der Heilige der christlichen Nächstenliebe. So ziehen an diesem Tag die Kinder nach dem Gottesdienst mit selbst gebastelten Laternen, begleitet von einem Reiter, beim Martinszug singend durch die Straßen.
In Hungerszeiten bekamen Kinder früher eine große Tüte mit nicht alltäglichen Süßigkeiten und anderen Köstlichkeiten geschenkt: Bonbons, Schokolade, Äpfel, Nüsse. Auch heute noch erhalten an machen Orten Kinder in Erinnerung an die freigebigen Taten des heiligen Martin ein Martinsgeschenk.
Auch war der Martinstag einst Pacht- und Zinstag. Die Pächter gaben an diesem Tag ihren Grundherren den Pachtzins in Form von Naturalien. Für den reichen Grundbesitzer war es ein ertragreicher Tag, an dem es ihm leicht fiel, sich erkenntlich zu zeigen. Die Kinder zogen damals von Haus zu Haus, sangen ihre Lieder und erhielten eine Wurst, ein paar Eier oder einen Martinspfennig.
Das Martinsfeuer wird oft am Vorabend des Martinstages entzündet. Die Kinder tanzen um das Feuer oder springen darüber, sobald es zur Glut geworden ist.
Wie bei vielen Festen haben die Gänse auch am Martinstag nichts zu lachen. Die Martinsgans war an diesem Tag voll gemästet und die Zeit des adventlichen Fastens stand kurz bevor. So war es früher eine der letzten Gelegenheiten zum festlichen Schmaus. Äußerer Anlass war der Zins- und Lohntag für die Mägde und Knechte.

Den Kriegsopfern und den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedenken wir seit 1925 am Volkstrauertag (13. November). Der Buß- und Bettag (16. November) wird allem in der evangelischen Kirche als Sühnetag begangen. Am Tag der heiligen Elisabeth (19. November) erhielten die Armen und Bedürftigen einen Teil der Gemeindevorräte für den Winter und am Festtag der heiligen Cäcilie (22. November) trifft man sich vielerorts zur Hausmusik. Sie ist die Patronin der Kirchenmusik, Musiker und Dichter.

Die vorweihnachtliche katholische Fastenzeit beginnt am Katharinentag oder Kathrain (25. November). Ab heute werden auch die ersten Weihnachtsplätzchen gebacken.

Der Tag des heiligen Andreas (30. November) ist ein wichtiger Los- und Orakeltag. So versuchten junge heiratswillige Mädchen an ihm herauszufinden, ob sie im nächsten Jahr einen Mann finden würden. Aber auch das Schlachten begann am Andreastag. In heidnischer Zeit begannen an diesem Tag die Fruchtbarkeitsbräuche des kommenden Winters.

Nun ist das Weihnachtsfest nicht mehr fern…

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